BDE: Importentwicklung gefährdet hochwertige Altpapiererfassung und -behandlung

Im Verband organisierte Pappierrecycler beklagen bereits einen stetig wachsenden Lageraufbau.

14.01.2020

Die Situation auf dem deutschen Altpapiermarkt verschärft sich auch zu Beginn des neuen Jahres immer weiter. Extrem hohen Mengen stehen immer geringere Absatzmöglichkeiten gegenüber. Insbesondere im Bereich der Massensorten beklagen die im BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. organisierten Papierrecycler einen stetig wachsenden Lageraufbau.

Die Entwicklung hatte sich in den letzten Monaten angedeutet und zum Jahreswechsel zugespitzt. Der BDE fordert deshalb einen Maßnahmenkatalog, um insbesondere qualitativ minderwertige Papierimporte nach Deutschland zu überprüfen. Es kann nicht tatenlos hingenommen werden, dass die deutsche Recyclingwirtschaft mit ihren hohen Qualitätsstandards internationale Fehlentwicklungen ausbaden muss.

BDE-Präsident Peter Kurth: „Die Marktbeteiligten sind jetzt gefordert, die gerade in Zukunft benötigten Behandlungsstrukturen in Deutschland zu erhalten. Die Reduzierung von Papierimporten könnte dabei eine Stellschraube sein. Der BDE bekennt sich nachdrücklich zum Binnenmarkt und zur Etablierung von weltweiten Recyclingmärkten. Wenn allerdings infolge von Billigimporten hochwertige Sammel- und Behandlungsstrukturen wirtschaftlich gefährdet sind, wird dies Auswirkungen auf die Recyclingquoten in Deutschland haben, die niemand will.“

Bei der Entwicklung des Altpapiermarktes geht es nicht einfach nur um negative Marktentwicklungen, sondern um Grundsatzfragen der Kreislaufwirtschaft in Deutschland. Die Situation beginnt zu kippen, wenn die Erlöse des Altpapiers nicht mehr die Erfassungskosten decken, wodurch Folgewirkungen ausgelöst werden können, die die Erfassungsstrukturen insgesamt in Frage stellen. Verschwinden über Jahrzehnte gewachsene Erfassungsstrukturen, so dass die Papierindustrie nicht mehr wie bisher auf den Rohstoff Altpapier zugreifen kann, wird die in Deutschland etablierte Kreislaufwirtschaft im Stoffstrom Papier insgesamt in Frage gestellt. Dies würde alle aktuellen Bemühungen um eine Weiterentwicklung des Recyclings mit immer höheren Erfassungs- und Verwertungsquoten konterkarieren. Das kann niemand wollen.

Der BDE setzt sich deshalb für einen runden Tisch aller Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette ein. Der  Verband würde es begrüßen, wenn sich alle Marktbeteiligten – Papierindustrie, Kommunen und Politik, Recycler und Systembetreiber – an einen Tisch setzen, um die aktuelle Entwicklung zu analysieren und weitere gemeinsame Maßnahmen entwickeln, damit die gewachsenen Erfassungstrukturen mit ihren hohen Qualititätsstandards in Deutschland erhalten werden können. Dabei kommt es auch darauf an, den jüngst erzielten Kompromiss in der PPK-Frage im Rahmen der Umsetzung des Verpackungsgesetzes trotz der aktuellen Marktverwerfungen aufrecht zu erhalten.