Beitrag der Kreislaufwirtschaft zum Klimaschutz in Europa

Mehr Kreislaufwirtschaft birgt massives Klimaschutzpotential von bis zu -296 Millionen Tonnen CO2eq durch weniger Deponierung und mehr Recycling in Europa

24.01.2022

Welchen Beitrag kann eine ausgebaute effiziente Entsorgungswirtschaft als Schlüsselbestandteil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu den europäischen Klimaschutzzielen leisten?

Würden allein die bereits heute bestehenden abfallgesetzlichen Rechtsrahmen in Europa auch tatsächlich in die Praxis umgesetzt, ließen sich bis zum Jahr 2035 weitere 137 Millionen Tonnen CO2eq einsparen. Insgesamt entspräche die Einsparung dann 150 Millionen Tonnen. Jahr für Jahr.

Ein noch ambitionierterer rechtlicher Rahmen, würde dieses Potenzial sogar verdoppeln: Die etwa 13 Millionen Tonnen CO2eq Nettoemissionen könnten auf -283 Mio. t CO2eq Nettoemissionsvermeidung sinken. Die Gesamteinsparung läge dann bei 296 Millionen Tonnen CO2eq.

Auf ihr CO2eq-Einsparungspotenzial hin untersucht wurden zehn Abfallströme: Papier, Glas, Kunststoffe, Eisenmetalle, Aluminium, Holz, Textilien, Altreifen, Bioabfall und Restmülll bzw. Ersatzbrennstoffe (gemischte Abfälle, nicht recyclingfähiger Ausschuss). Die untersuchte Gesamtmenge betrug somit 505 Millionen Tonnen. Diese Menge entspricht ungefähr 19 Prozent aller Abfälle in der Europäischen Union (27) und dem Vereinigten Königreich.

Diese Einsparungseffekte ließen sich vor allem durch zwei zentrale Maßnahmen erzielen:

  1. Deutliche Reduzierung der Deponierung unbehandelter Abfälle
    Verrotten Abfälle auf Deponien entsteht vor allem das Gas Methan. Über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet, ist die Treibhauswirkung von Methan 86 Mal stärker als jene von CO2. Während in Deutschland die Ablagerung von unbehandelten organischen Siedlungsabfällen bereits seit 2005 nicht mehr erlaubt ist, stellt die klassische Mülldeponierung in noch zu vielen Mitgliedsländern der europäischen Union eine der tragenden Säulen der Abfallentsorgung dar. Dadurch gehen dem Kreislauf wertvolle Rohstoffe verloren, die Umwelt wird unnötig belastet und klimawirksames Methan emittiert. Bis zu 120 Millionen Tonnen CO2eq ließen sich hier mit bereits heute existierenden und seit Jahren in verschiedenen Ländern erfolgreich umgesetzten Lösungen im Recycling und der Energierückgewinnung einsparen.

  2. Mehr und besseres Recycling von Rohstoffen

    Werden Produkte nur linear mit aus direkt der Natur entnommenen Rohstoffen (sogenannten Primärrohstoffen) hergestellt, bedeutet dies nicht nur den direkten Abbau und seine Umwelteingriffe, sondern auch ein entsprechend hoher Energieeinsatz für Gewinnung, Transport und Veredelung. Dieser Aufwand lässt sich drastisch reduzieren, wenn Recyclingrohstoffe im Kreislauf des Wertschöpfungsprozesses möglichst oft wieder eingesetzt werden. Dies gilt umso mehr, wenn hierbei besonders energieintensive Rohstoffe ersetzt werden können. Hierzu zählen vor allem Metalle. So benötigt beispielsweise Recyclingaluminium 95 Prozent weniger Energie als aus Bauxit gewonnenes Primäraluminium. Kreislaufwirtschaft durch Metallrecycling betreibt die Menschheit, seit sie begonnen hat Metalle herzustellen. Kein Grund also, in Zeiten wachsender Nachfrage und knapper werdender Ressourcen, nicht das mögliche Potenzial auch optimal zu nutzen.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass…

  • …die Abfall-, Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft mit fast allen anderen Branchen verbunden ist. Als Lieferant für Recyclingrohstoffe und Energie aus Abfällen.
  • …die gesetzten Ziele für Siedlungsabfälle auch auf Gewerbe- und Industrieabfälle ausgedehnt werden müssen, um das gesamte Potenzial von bis zu 296 Millionen Tonnen CO2eq Einsparungen zu nutzen. Abfälle aus denen noch Rohstoffe oder Energie zurückgewonnen werden können, dürften dafür nicht mehr deponiert werden.

Die vollständige Studie (englisch) zum Herunterladen finden Sie hier und eine Kurzzusammenfassung auf deutsch hier.