Mit 47 Prozent nahmen an der Mitgliederumfrage des BDE wieder überwiegend Unternehmen teil, die umfassend die Wertschöpfungskette von der Abfallerfassung, der Behandlung, Beseitigung und Rückgewinnung abdecken. 20 Prozent sind im Schwerpunkt in der Behandlung und Beseitigung, 17 Prozent vorrangig in der Abfallsammlung und 2 Prozent in der Rückgewinnung tätig.
Wie im Vorjahr, stellten die mittelgroßen Unternehmen die stärkste Teilnehmergruppe. Ihr Anteil reduzierte sich jedoch von vormals 49 Prozent auf 44 Prozent. Im Gegenzug stieg der Anteil kleiner Unternehmen von 20 Prozent auf 26 Prozent. Große Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern lagen mit einem Anteil von rund 30 Prozent auf Vorjahresniveau (31 Prozent).
Trotz Corona konnten mit rund 47 Prozent, fast die Hälfte der Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr 2021 ihre Auftragslage verbessern. Bei weiteren 43 Prozent blieb sie stabil, bei 10 Prozent verschlechterte sie sich.
Dabei dürften Aufholeffekte aus dem durch Lockdowns geprägten Vorjahres eine Rolle gespielt haben: 2020 konnten mit etwa 33 Prozent ein Drittel der Firmen mehr Aufträge akquirieren, bei 48 Prozent blieb die Auftragslage unverändert und bei 18 Prozent verschlechterte sie sich.
Etwa 69 Prozent der befragten Unternehmen konnten ihre Umsätze steigern, während sie bei 22 Prozent in etwa gleichblieben. 9 Prozent hatten sinkende Umsätze zu verzeichnen.
Damit wurden die vorsichtigen Erwartungen aus der Vorjahresumfrage deutlich übertroffen: Dort rechneten nur gut 36 Prozent für 2021 mit Umsatzsteigerungen, 44 Prozent erwarteten eher unveränderte und 20 Prozent rückläufige Umsätze.
Als Gründe sind hier einerseits die positive Preisentwicklung für Recyclingrohstoffe durch knappere Primärrohstoffe zu vermuten.
Andererseits dürfte sich positiv ausgewirkt haben, dass weite Teile der gewerblichen Wirtschaft nicht von Einschränkungsmaßnahmen betroffen waren und der Geschäftsbetrieb trotz des harten Lockdowns im 1. Quartal, verhältnismäßig normal unter Berücksichtigung der Schutz- und Vorsorgemaßnamen aufrechterhalten werden konnte.
Die Corona-Lage hatte eher wenig bzw. nur punktuelle Auswirkungen auf den operativen Geschäftsbetrieb, wie beispielsweise durch Vorsorge- und Schutzmaßnahmen, aber auch quarantäne- bzw. krankheitsbedingte Ausfälle, was die Personalkosten entsprechend erhöhte. Schwerer wiegen gestörte Lieferketten, die Spannungen im internationalen – bzw. unter Berücksichtigung des BREXIT auch innereuropäischen – Handels und gegenwärtig steigende Preise auf breiter Front für Betriebsmittel, Energie und Rohstoffe.
Mit der voraussichtlichen Entspannung der pandemischen Lage und nicht zuletzt durch die neue Bundesregierung mit einem Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz in ihrem Koalitionsvertrag, sind entsprechende Impulse auf die Branche als einem der Schlüsselakteure zu erwarten.
Dementsprechend vorsichtig positiver sind die Erwartungen an das neue Geschäftsjahr 2022: 44 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit steigenden, 38 Prozent mit gleichbleibenden und mit 18 Prozent fast jedes fünfte Unternehmen mit sinkenden Umsätzen.
Während sich im Jahr 2020 bei 2 Prozent die Mitarbeiterzahl stark und bei 38 Prozent leicht erhöhte, konnten in 2021 in über der Hälfte der Unternehmen Arbeitsplätze geschaffen werden.
Darunter in 6 Prozent der Fälle deutlich mehr und bei 47 Prozent leicht mehr. In der Vorjahresumfrage waren mit 37 Prozent der Befragten deutlich weniger Unternehmen von einer leichten Erhöhung ausgegangen. Mit einer starken Erhöhung rechnete niemand.
Stabil blieb die Mitarbeiterzahl in 38 Prozent der Unternehmen (VJ 48 Prozent). Nur 9 Prozent haben Arbeitsplätze in geringerem Umfang abbauen müssen (VJ 12%).
Zu einer starken Verringerung der Mitarbeiterzahl kam es wie im Vorjahr bei keinem der befragten Unternehmen.
Getragen von der positiven Entwicklung des vergangenen Jahres, gehen 44 Prozent der Unternehmen von einer leichten Erhöhung und 5 Prozent sogar von einer starken Erhöhung der Beschäftigtenzahl aus. Zusammen etwa 4 Prozent rechnen mit einer Reduzierung der Stellen. Darunter je 2 Prozent mit einer leichten und 2 Prozent einer starken Reduzierung.
Limitierend dürfte sich die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften auswirken. Während der Mangel an Fahrpersonal die Branche bereits viele Jahre belastet, weitet sich dieser Mangel auf Fachkräfte aus. Im Zuge des – auch durch Corona beförderten Digitalisierungsschubes – fehlen zudem IT-Kräfte zur Umsetzung in den Unternehmen. Nach den steigenden Energiekosten landen die Punkte Fachkräfte- und Fahrermangel mit Platz 2 und 3 wieder dementsprechend weit oben auf der Liste der aktuellsten Themen in den Unternehmen.
Nach wie vor ist die Branche von einem intensiven Wettbewerb geprägt. 45 Prozent der Befragten bewerten diesen als hoch (VJ 41 Prozent) und 16 Prozent sogar als Verdrängungswettbewerb (VJ 15 Prozent).
Ein relevantes Thema ist in den entsprechenden Geschäftsfeldern weiterhin die Einengung des freien Marktes durch staatliche Monopole und der Trend diese zu erweitern. So dem Wettbewerb entzogene Marktanteile, führen zur Verschärfung dessen unter den verbliebenen Unternehmen.
Ebenso tragen Mängel im Vollzug des rechtlichen Rahmens zur Verschärfung der Marktlage bei: Unternehmen die gesetzeskonform agieren, befinden sich im Nachteil, wenn die Vollzugsbehörden nicht diejenigen sanktionieren, die ohne Berücksichtigung bestehender Regeln agierten. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie im Straßenverkehr die Geschwindigkeitsgrenzen auch kontrolliert werden müssen, müssen die Behörden das Umweltrecht wirkungsvoll kontrollieren und durchsetzen.
Während Fachkräfte- und Fahrermangel als Top-Themen wie im Vorjahr Platz 2 und 3 einnehmen, springen die Energiekosten von Platz 6 aus dem Vorjahr auf Platz 1 und verdrängen dort die Auswirkungen von Corona.
Dass es gerade im vergangenen Jahr und mit Ausblick in die Zukunft die Energiekosten aus dem Mittelfeld auf Platz 1 geschafft haben, zeigt die Zuspitzung der Lage durch europa- und weltweit bereits eher hohe und noch weiter steigende Energiepreise für die Wirtschaft.
Politische Preisbildung nimmt hier direkten Einfluss auf den die Leistungs-, Wettbewerbs- und Handlungsfähigkeit der Unternehmen. Inwiefern die zu erwartenden Folgen dieser Marktlenkung auch politisch den gewünschten Effekt haben wird, ist noch unklar.
Nicht jeweils alle Ausschreibungen sind entweder praxisnah oder praxisfremd. Dafür unterscheiden sich die ausschreibenden Stellen, Regionen und Leistungen zu stark. Der Trend ist jedoch klar: Für 67 Prozent, mithin zwei Drittel der Unternehmen, sind sie tendenziell eher praxisfremd. Ein faires Miteinander hingegen sollte das Ziel sein.
Gerade vor dem Hintergrund amtlicher Sektor- und Marktuntersuchungen muss daher die Ausgestaltung von öffentlichen Ausschreibungen auf den Prüfstand. Sie hat maßgeblichen Einfluss darauf, ob und wie viele Unternehmen sich um einen Auftrag bewerben.
So muss für die Ausschreibungsstelle als auch für die Bieter Komplexität und Verfahrensaufwand reduziert werden. Selbst wenn dies zulasten von spezialisierten Beratungsunternehmen geht. Stehen Aufwand und Nutzen bereits im Vorfeld in keinem Verhältnis, wird sich ein Unternehmer im Zweifel gegen die Teilnahme entscheiden. Ebenso ist die inzwischen oft übliche komplette Risikoüberwälzung auf den Auftragnehmer weiterhin ein Grund, an einem Verfahren nicht teilzunehmen, wenn dies unternehmerisch nicht verantwortet werden kann.
Die Entwicklung der Anzahl der Ausschreibungen blieb zum Vorjahr in etwa gleich: 6 Prozent bemerkten einen Rückgang, für 81 Prozent blieb sie unverändert und bei 13 Prozent stieg die Anzahl ausgeschriebener Leistungen.
Müssten die Unternehmen die Politik des letzten Jahres mit einer Schulnote bewerten, so ergäbe sich im Durchschnitt eine 3,5. Mit Ablauf des ersten Pandemiejahres 2020, standen die Maßnahmen der Politik zur Eindämmung und Schutz im Vordergrund und wurden mit einer 2,9 noch überwiegend positiv bewertet.
Im vergangenen Jahr traten dann wieder die bereits länger bestehenden Themen in den Vordergrund: Ineffiziente Bürokratie, schleppende Digitalisierung der Verwaltung, zu wenig Vollzug und zu wenig Impulse.
Letztere erhoffen sich zumindest rund 50 Prozent der Befragten durch den geschlossenen Koalitionsvertrag der regierenden Parteien mit seinem Abschnitt Kreislaufwirtschaft - der Grundtenor: „Die Richtung stimmt“. 41 Prozent sehen die gesteckten Ziele skeptisch und das Papier geduldig, 9 Prozent sind unentschieden.
Aus der Erfahrung vergangener Jahre und damit einer gesunden Portion Skepsis, ob sich das politisch Vorgenommene letztlich auch praktisch umsetzen lässt, werden aus dem Koalitionsvertrag überwiegend die gleichen Punkte als prioritär genannt: