Digitalisierung

In allen Lebensbereichen steht uns mit der Digitalisierung die nächste große Revolution bevor; in einigen ist sie bereits in unserem Alltag angekommen. Die Digitalisierung muss heute in jedem Feld mitgedacht werden, wenn sinnvolle Lösungen gesucht werden. Die Kreislaufwirtschaft bildet hier keine Ausnahme – sie kann sogar im besonderen Maße von den Möglichkeiten der Digitalisierung profitieren.

Ein erhebliches Hindernis beim Schließen von Rohstoffkreisläufen liegt im Mangel an Daten und Dateninfrastrukturen begründet und der transparenten und rechtssicheren Weitergabe dieser Daten entlang der Wertschöpfungskette. Hier bedarf es in Zukunft einer wesentlich besseren Kopplung von Daten- und Materialströmen. Wer vollständig, neutral und transparent Auskunft darüber hat, wann wo welche (Sekundär-) Rohstoffe in welcher Qualität zur Verfügung stehen, kann effizient und umweltfreundlich wirtschaften.

Bereits heute finden viele digitale Technologien Anwendung in der Entsorgungsbranche, sei es die künstliche Intelligenz bei der Sortierung, der Aufbau von digitalen Plattformökonomien im Bereich von Altkunststoffen und Bauabfällen oder die digitale Einbindung von Kunden im Bereich der Rücknahmelogistik. Wir brauchen aber regulatorische Anreize, die das Potential der Digitalisierung in Deutschland mehr zu nutzen.

1. Digitaler Produktpass
Digitale Produktpässe können zentrales Instrument sein, um Informationen zu Produkten, den in diesen eingesetzten Rezyklaten sowie deren Umweltwirkung und Wiederverwertbarkeit zu liefern. Damit die Vernetzung zwischen Herstellern, Entsorgern und Recyclern wirksam unterstützt werden kann, ist es dabei besonders wichtig, auf gemeinsame Standards und Schnittstellen zu setzen, digitale Identitäten rechtssicher zu machen und für fälschungssichere Datenströme zu sorgen. Es ist die Aufgabe des Gesetzgebers und der Wirtschaft, hier pragmatisch und zielgerichtet Konzepte und Leitlinien zu entwickeln und die zentralen Akteure konsequent in den Entscheidungsprozess miteinzubinden, sodass der Datenaustausch über Unternehmensgrenzen hinweg ohne Hürden und Vertrauensverluste geschehen kann.

2. Digitale Plattformen
Digitale Plattformen können als verbindendes Glied zwischen Branchenakteuren wirken. Durch gezielte Förderprogramme könnte die Politik zur Digitalisierung der Vertriebskanäle von Sekundärrohstoffen beitragen und Transaktionskosten senken, die durch Datenintransparenz und Ineffizienzen im Einkaufs- und Vertriebsprozess der Abfälle und Sekundärrohstoffe entstehen. Digitale Systeme in Form von Plattformlösungen können sehr konkret und kurzfristig dabei helfen, (Angebots-) Märkte für Recyclingmaterial sowohl für Anbieter als auch Abnehmer transparenter zu gestalten und so Hürden für den Einsatz von Rezyklaten abbauen, die heute insbesondere wegen einer teils Intransparenter Marktsituation gegeben sind.

3. Förderung von Start-ups
Jedes Start-up hat das Potential, Innovationstreiber zu sein. Es ist Aufgabe und Chance, die sich hier abzeichnenden Möglichkeiten zu nutzen. Die Kreislaufbranche hat besonders viele Start-ups, die die Transformation der Wirtschaft beflügeln können, wenn ihnen der nötige Handlungsfreiraum gegeben wird.

Daher muss von Seiten des Staates dazu beigetragen werden, das unternehmerische Risiko von Start-ups in der Kreislaufwirtschaft zu senken, um dort Innovation zu beschleunigen. Aufgrund der besonderen Bedeutung der Transformation in diesem Bereich und den zentralen Herausforderungen wie Klimawandel und Rohstoffverfügbarkeit sollte dieser Bereich mit einer eigenen Förderagenda priorisiert werden. Außerdem braucht es einen verbesserten Zugang zu Daten der öffentlichen Verwaltung, z.B. Zurverfügungstellung von Verwaltungs- und Forschungsdaten an die Allgemeinheit.

4. Bildung und Forschung
Digitalisierung sollte als wichtiger Bestandteil jeder zukunftsfähigen Wirtschaft bereits im Bildungssystem etabliert werden. Digitale Kompetenz sollte daher sowohl in der Ausbildung als auch bei der Fort- und Weiterbildung speziell gefördert werden. Besonders in der Kreislaufwirtschaft bedarf es fortzuschreibender Lehrpläne für die Beschäftigten, insbesondere bezüglich Grundlagendigitalisierung, Schnittstellen, Blockchain und Maschinellem Lernen.

Des Weiteren müssen gemeinsame Forschungsinfrastrukturen, die Hersteller und Entsorger zusammenbringen, gefördert werden.

 

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Kaum ein Geschäftsfeld ist so dynamisch wie die Kreislaufwirtschaft. Eine Vielzahl neuer Technologien und verbesserter Verfahren optimieren Tag für Tag bestehende Prozesse in innovativen Unternehmen.

BDE – Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e. V.