Stoffstrom Metalle

Die Versorgungssicherheit Deutschlands mit metallischen Rohstoffen erzwingt eine stärkere Betonung der Potentiale des Recyclings. Sowohl Eisen- wie auch Nichteisenmetalle werden bereits jetzt, perspektivisch auch in den nächsten Jahren, weltweit massiv nachgefragt. Beim Metallrecycling sind die Klima- und Energieeffekte zudem so groß wie bei keinem anderen Stoffstrom. Bei Aluminium z.B. kann die Energieeinsparung bis zu 96 Prozent betragen; hier wird mit einem globalen Nachfragezuwachs bis 2050 um 215 Prozent gerechnet. Industrielles Knowhow sowie hohe Effizienz- und Nachhaltigkeitsstandards machen Metallrecycling in Deutschland und Europa zu einem Kernbestandteil einer künftigen nationalen Kreislaufwirtschafts- und Rohstoffstrategie.

Im Einzelnen setzen sich der BDE sowie der VDM Verband Deutscher Metallhändler und Recycler für folgende Maßnahmen ein:

1. Deutschland und Europa zum wettbewerbsfähigen Produktionsstandort für grüne Metalle machen
Die Verfügbarkeit aufbereiteter Metalle unterliegt stets Schwankungen. Starre Quoten für den Einsatz von Recyclingrohstoffen wären hier nicht zielführend. Das zukünftige Nachfragewachstum setzt eine bessere Sammlung und Aufbereitung voraus. In Deutschland wird ein Wachstum der Rezyklateinsatzquote insofern möglich, wie die Aufbereitung in Verbindung mit den Energiepreisen dies ermöglicht. Aktuell verzeichnen einzelne Metalle deutlich höhere Substitutionsquoten von Primärmaterialien als andere Stoffströme.

Denn der Wert sowie die hohe Recyclingqualität sorgen bereits für eine deutlich höhere Substitutionsquote als bei anderen Stoffströmen. Absatzmärkte außerhalb der EU müssen erhalten bleiben, auch wenn wir so viele Rohstoffe wie möglich in der EU behalten wollen. Die Nachfrage nach einigen Schrottqualitäten im EU-Binnenmarkt ist in Abhängigkeit von der aktuellen Marktsituation oft nicht hoch genug, um die gesamte in der EU erzeugte Menge zu absorbieren.

Um die Verarbeitaung in der EU zu erhöhen, sind folgende Anreize notwendig:

  • Ausbau der Aufbereitungs- und Verarbeitungskapazitäten: Die Verarbeitung in der EU kann mit entsprechenden Investitionen in zusätzliche Aufbereitungstechnik und pyro- sowie hydrometallurgische Verwertung flankiert werden. Insbesondere die verarbeitende Industrie leistet bereits heute durch den Einsatz von aufbereiteten Metallen einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Produktion und muss deshalb beim Ausbau ihrer Schmelzkapazitäten gefördert werden. Günstige Produktionsbedingungen müssen über den geforderten Industriestrompreis erreicht werden. Höhere Energiepreise bedrohen europäischen Anlagen existenziell. Es droht ein Zusammenbruch der Wertschöpfungskette, von der ganze Wirtschaftszweige anhängig sind. Darüber hinaus regen wir an, BImSchG-Genehmigungsverfahren für Recyclinganlagen, die maßgeblich zur CO2-Reduzierung beitragen, zu vereinfachen
  • Verbessertes Produktdesign: Ein verbessertes Produktdesign ist eine fundamentale Bedingung, weil der Demontageaufwand angesichts der hohen Lohnkosten in Europa schwer darstellbar ist und Post-Schredder-Technologien nur bedingt genutzt werden können. Fehlende Anreize für ein recyclingfähiges Produktdesign führen dazu, dass zum einen aus vielen End-of-Life-Produkten und Komponenten nicht alle Rohstoffe zurückgewonnen werden können und dass der Anteil an verschiedenen Schrottqualitäten zunimmt. Sowohl der zuliefernde Handel als auch die metallverarbeitende Industrie müssen die Möglichkeit haben, an neuen Designkonzepten mitzuwirken. Dementsprechend ist es wichtig, dass die Ökodesignrichtlinie weiter ausgedehnt wird.
  • Anreize für den Einsatz von Recyclingrohstoffen entlang der Lieferkette fördern: Um Potentiale der Klima- und Ressourcenschonung auszuschöpfen, muss die Wirtschaftlichkeit der Aufbereitung durch ökonomische Anreize gefördert werden. Der ökologische Mehrwert von Sammlung, Sortierung, Aufbereitung und Einsatz von Recyclingrohstoffen muss vom anfänglichen Recyclingrohstoff bis zur Herstellung von Endprodukten erhalten bleiben. Um diesen Beitrag zu honorieren wäre es beispielsweise denkbar, entlang der Lieferkette Gutschriften für CO2-Zertifikate an Recycler auszustellen.

2. Auch Anlagen für Erneuerbare Energien müssen recyclingfähig sein
Der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen (Wind und Solar) soll den Übergang zur Dekarbonisierung beschleunigen. Wir unterstützen diese Neuausrichtung der Energieversorgung, sie führt aber zu einer massiven zusätzlichen Nachfrage nach Metallen.
Für die Erreichung der Klimaziele von 2050 benötigt Deutschland z.B. allein für Windkraftanlagen bis 2040 355.000 Tonnen Kupfer, 858.000 Tonnen Zink, 126.000 Tonnen Mangan und 18.725.000 Tonnen Stahl. Das ist mehr als das Dreifache der heutigen jährlichen Gesamtnachfrage. Diese Mengen müssen deutlich besser als derzeit aus dem Recycling gewonnen werden. Bei Technologiemetallen erfolgt heute praktisch kein Recycling. Anlagen der erneuerbaren Energien sowie die Kreislaufführung von Technologiemetallen sollten einen Schwerpunkt der staatlichen und privaten Forschungs- und Innovationsförderung ausmachen.

3. Internationale Partnerschaften für Recyclingrohstoffe sind überfällig
Bisher hat die Bundesrepublik Rohstoffpartnerschaften nur im Bereich der Primärrohstoffe begründet. Partnerschaften für das Recycling können Umweltprobleme mindern und bieten deutlich bessere Potentiale für die Rohstoffgewinnung. Deutschland verfügt über die Technologien und das Dienstleistungs-Knowhow, das weltweit nachgefragt wird. So können in den Zielländern eine Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft aufgebaut werden, Umweltprobleme gelöst und für die Partner Rohstoffquellen erschlossen werden.

4. Schrottverfügbarkeit erhöhen: Schwerpunkt Altfahrzeuge und Elektroaltgeräte
Altfahrzeuge und Elektrogeräte haben wegen der hohen Quantität der Abfallmengen ein großes Potential als Rohstoffquelle; ungenutzt stellen sie aber ein massives Umweltproblem dar.

a Altfahrzeuge
Jährlich exportiert Deutschland ca. 2,5 Millionen Gebrauchtfahrzeuge. Verwertet werden im eigenen Staatsgebiet weniger als eine halbe Million Altfahrzeuge. EU-weit fallen jährlich ca. 4 Millionen Fahrzeuge mit unbekanntem Verbleib an.
Exportiert werden offiziell nur 0,9 Millionen und 6,57 Millionen wurden innerhalb der EU-28 als Altfahrzeuge behandelt.

Der legale Export von gebrauchten Fahrzeugen ist zu begrüßen, da so ein längerer Lebenszyklus des Fahrzeugs ermöglicht wird. Problematisch ist einzig das „Verschwinden“ von Millionen Tonnen wertvoller Rohstoffe Jahr für Jahr aus dem europäischen Markt. Die Bundesrepublik sollte in Kooperation mit der Automobilindustrie eine vorgezogene Recyclinggebühr, wie in den Niederlanden vorhanden, etablieren, die Anreize für eine bessere Sammlung schafft und informelle, nicht nachhaltige Verwertungen von Altfahrzeugen reduziert. Darüber hinaus ist eine Verstärkung des Verwertungsnachweises notwendig, damit der Verblieb und die Eigentümerschaft von Altfahrzeugen besser nachverfolgt werden kann.

b. Elektroaltgeräte
Elektroaltgeräte sind der am schnellsten wachsende Abfallstrom. 23 der 30 Critical Raw Materials sind regelmäßiger Bestandteil von Elektrogeräten. Während die gesetzliche Sammelquote in der EU bei 65 Prozent liegt, erreichte Deutschland 2021 nur 43 Prozent. Daneben wird die illegale Erfassung und Verwertung von Elektroaltgeräten durch nicht dafür zugelassene Akteure EU-weit auf 33 Prozent geschätzt. Deutschland und die EU müssen die Getrenntsammlung ausbauen und bürgernahe Sammelinfrastrukturen zur Pflicht machen. Dabei muss die Finanzierung der Sammelsysteme im Sinne des Verursacherprinzips sichergestellt werden. Der Vollzug der in Deutschland geltenden Gesetze, etwa bei den Informationspflichten von Herstellern und Vertreibern gegenüber den Kunden, muss stärker angegangen werden.

Das Monitoring über EAG-Sammelströmen muss ausgebaut und Daten über die Rücknahme auf Kreisniveau heruntergebrochen werden können, sodass auf dieser Datenbasis zielgerichtetere Maßnahmen für eine bessere Sammlung eingeführt werden können. Im Bereich von Elektro(nik)geräten könnte ein digitaler Produktpass dazu beitragen, Schadstoffe und kritische Rohstoffe über die Wertschöpfungskette bis hin zur Wiederverwendung und der Verwertung zu identifizieren und damit die Rohstoff- und Recyclingeffizienz zu erhöhen.

 

Nächstes Kapitel  │ Zurück zur Übersicht    Download PDF-Datei

Rohstoffe können auf drei Arten gewonnen werden: aus den Böden, aus den Abfällen und aus anderen Ländern.

BDE – Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e. V.