Wenn es so etwas wie politischen Abfall gibt, dann ist dies zweifelsohne jener von Kunststoffen.
Für Kunststoffabfall listet Google rund 283.000 Einträge. Für Plastikmüll hingegen über 1,7 Millionen.
Mit der von 15 verschiedenen Verbänden und Organisationen getragenen Studie Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2019 werden detailliert Zahlen zu hergestellter Menge, der Verarbeitung, dem Verbrauch und Abfallaufkommen von Kunststoffen in Deutschland vorgestellt.
Im Ergebnis zeichnet sich eine vorsichtig positive Entwicklung ab:
Damit ist eine Grundlage geschaffen. Der Anteil an Recyclingkunststoffen muss aber dringend weiter ausgebaut werden.
Verfallende Ölpreise, billig verfügbares Neumaterial, Handelskonflikte oder gar Corona können den sich eher schleppend entwickelnden Anteil von Rezyklaten nicht rechtfertigen.
Die meisten Menschen haben erkannt, dass ein "weiter so" gerade bei Plastik nicht mehr geht. Erste Unternehmen setzen bewusst und erfolgreich auf den Einsatz von Recyclingkunststoffen bei ihren Produkten.
Das müssen aber noch viel mehr werden.
Genauso wie der Einsatz von Altpapier in der Papierindustrie bereits lange selbstverständlich ist, muss es dies auch überall dort werden, wo Kunststoffprodukte verarbeitet und hergestellt werden. Und das global.
Dabei sind alle Beteiligten gefordert:
Recyclingfähigkeit muss schon bei der Produktentwicklung mitgedacht werden.
Angesichts immer komplexerer Materialien und schneller umlaufender Waren, läuft die technologische Entwicklung im stofflichen Recycling ansonsten immer hinterher. Kaum ist eine Herausforderung gelöst, ergeben sich drei neue.
Die Nachfrage für Produkte aus Recyclingmaterialien muss vorhanden sein.
Kein Hersteller produziert für einen Markt, den es nicht gibt.
Hier kommt der öffentlichen Hand mit ihrem riesigen Beschaffungsvolumen eine Schlüsselrolle zu: Sie kann mit gutem Beispiel vorangehen und in Ausschreibungen sowohl Recyclingfähigkeit als auch Mindestanteile von Recyclingrohstoffen einfordern.
Trennen, trennen, trennen - Einsetzen
Das im Ausland gern belächelte Mantra von der gründlichen deutschen Abfalltrennung ist integraler Bestandteil des gesamten Kreislaufs. Alle Überlegungen sind nichts wert, wenn wir "an der Tonne" nicht mitmachen.
Die Motivation dazu steht in einem direkten Zusammenhang zu dem, was mit dem getrennten Abfall geschieht. Unternehmen, die auf Recyclingrohstoffe setzen, werden so auch zu Leuchttürmen und Sinnstiftern.
Immer noch Vorreiter
Der aktuelle und immer noch deutlich verbesserungsfähige status-quo, ist bei all seinen Unzulänglichkeiten dennoch weltweit nahezu einzigartig.
Viele Umweltprobleme im Zusammenhang mit (Kunststoff-) Abfall wären bereits deutlich gemildert, wenn der Abfall überhaupt in Mülltonnen und nicht der Natur landen würde.
Oder im nächsten Schritt sogar gleich getrennt gesammelt würde. Und dann überhaupt einem Verwertungsverfahren und nicht einer Müllkippe zugeführt werden würde.
An diesem Punkt würde für zwei Drittel des Abfalls der Welt, die Diskussion "welches Verwertungsverfahren" überhaupt erst geführt werden können.